Freitag, 19. April 2019

Groundhopping RCL

Racing Club de Lens – AJ Auxerre 2:0 (1:0)
Zuschauer: 30.126

Am 9.3.2019 stand in der französischen Ligue 2 das Spiel der beiden ehemaligen Erstligisten an. Wie sich herausstellen sollte, war es kein Spiel wie jedes andere, doch dazu im Folgenden mehr.

Nach einer Übernachtung in einem Hotel in Lens ging es recht früh an diesem Morgen in Richtung des Stade Bollaert- Delelis. Bevor die Stadiontore ihre Pforten öffneten, hatte man genügend Zeit sich noch kurz zu unterhalten, was die Erwartungshaltung des Spieles anging und einen kleinen Rundgang um das Stadion zu machen. Während man genüsslich das ein oder andere belgische, zuvor im französischen Nachbarland erworbene, Bier vernichtete, war man auf der Suche nach einem Fanshop. Während andere Leute Kühlschrankmagneten sammeln, ist es meine Art der Erinnerung an Urlaube, Schals und Wimpel zu holen. Nun stellte mich der Fanshop aber vor ein kleineres Problem. Ich spreche kein Wort französisch. Glücklicherweise merkten das die Mitarbeiterinnen an dieser Stelle sehr schnell und waren glücklich, über meine Versuche mich mittels eines Übersetzers zu verständigen. Nachdem alles geholt war, ging es erstmal zurück zum Auto, denn leider war das Bier wieder alle und es wurde Nachschub benötigt.


Als man dann die Pforten des Stadions erreichte, legte sich eine spürbare Anspannung über das Stadionumfeld. Alles blickte auf eine sich nähernde Masse an Menschen, die teilweise vermummt, durch Fackeln und Rauch bedeckt und lautstark singend in Richtung des Stadions zog. Wie sich herausstellte, feierten die Red Tigers Lens 1994 ihr 25-jähriges Bestehen. Und ich mittendrin. Mein Fehler an diesem Tag war, das ich mich nicht informiert hatte, wo die Ultras ihren Platz im Stadion haben. So stand ich nun mittendrin und war Teil des Gesamtbildes. Schon beim Verlassen des Platzes warf man mir böse Blicke zu und erklärte mir etwas. Habe ich nicht verstanden. Zustimmendes Nicken aber als ich mit einem Bier wiederkam. Die Minuten bis zum Anpfiff waren geprägt von Vorfreude, Erwartungen und Anspannung. Jeder der schon mal Teil einer Choreographie war oder an einer mitgewirkt hat, wird dieses Gefühl kennen, wenn man sein „Baby" endlich präsentieren kann und man nach gelungener Durchführung das Glitzern in den Augen jener sehen kann, die Teil des Ganzen waren.


Kurz vor Beginn des Spieles wurde die erste Choreographie präsentiert. Ein sehr schönes Bild ergab sich, als sich mit weißem, gelbem und rotem Papier der Schriftzug „TIGERS" über den Block erstreckte. Das Gesamtbild wurde abgerundet mit drei Blockfahnen, die nacheinander gezeigt wurden. Darauf waren Vereinswappen, Stadtwappen sowie das Wappen der Red Tigers Lens 1994 zu sehen. Das Gesamtbild rundete sich mit einem riesigen Zaunsbanner ab, der mit erscheinen der Blockfahnen erweitert wurde. Das Erscheinen des Vereinswappens enthüllte den Schriftzug „Für 25 Jahre, für meinen Verein", erweitert wurde dieses mit einem „…und meine Stadt" als das Stadtwappen erschien. Die letzte Blockfahne enthüllte die finale Form des Banners, so das am Ende zu lesen war „Für 25 Jahre, für meinen Verein und meine Stadt. Brüllt diese Inbrunst". Die Choreographie sah nicht nur aufgrund der großen Mitmachquote und der guten Organisation vor Ort sehr gut aus.
[Bild 1]


Die erste Halbzeit selbst war spielerisch kein Highlight. Es gab einige Torchancen, diese wurden teils aber sehr kläglich vergeben. Nahezu jede Aktion war von Unzulänglichkeiten und Zufälligkeiten geprägt. In einer, wie könnte es anders sein, unglücklichen Aktion kam ein Elfmeter für den RC Lens zustande.  Die Stimmung im Stadion, die schon davor sehr ordentlich war, erhielt logischerweise noch einen Boost.


Die zweite Halbzeit begann mit dem zweiten Teil der Choreographie. Hierzu wurden rote und gelbe Plastiktüten eingesetzt, die vor Ort bereits ausgelegt waren. Diese sollten mit Luft gefüllt und verschnürt werden und erhielten so die Funktion eines länglichen Ballons. In der Mitte des Blockes entrollte sich eine Blockfahne mit passendem „Mentalite Ultras"-Motto. Zu erkennen ist darauf ein Mann, mit einem Rauchtopf in der Hand, der sogleich „entzündet" wurde. Entsprechend wurde die Blockfahne an dieser Stelle von gelbem Rauch umzogen. Wiederum eine gelungene Aktion, wenn auch nicht so stark wie die erste Choreographie.
[Bild 2]


Das Spiel entwickelte sich in der zweiten Halbzeit etwas. Insgesamt wurde es etwas besser, wieder gab es die ein oder andere Chance, doch auch nicht wirklich viel Zwingendes. Nach etwas mehr als 70 Minuten dann das absolute, zumindest spielerische, Highlight. Aus einer verlängerten Flanke in den Strafraum der Gäste folgte ein Fallrückzieher, der formvollendeter nicht hätte sein können. Nun kannte der Jubel keine Grenzen mehr. 2:0 für Lens.


Der Gästeblock, immerhin mit knapp 50Mann anwesend, hatte nun auch Lust mal was zu erleben und begann das Pöbeln und Provozieren in Richtung der Heimfans. Nichts Wildes oder Spektakuläres, aber wenigstens ein Zeichen des Gästeanhangs. Im Anschluss versuchten die Spieler des AJ Auxerre noch den Anschluss zu schaffen, das sollte aber nicht mehr gelingen.


Mit dem Ende des Spieles verließen viele Leute den Block beziehungsweise das Stadion, sehr schade, denn die Red Tigers Lens 1994 hatten noch etwas parat. Wie es sich für einen Geburtstag gehört, wurde nicht nur der Anlass gefeiert, sondern auch in Form eines Rückblickes gezeigt, was vorher passierte. So wurden auf der Videoleinwand Ausschnitte aus 25 Jahren Red Tigers Lens 1994 präsentiert. Unterteilt war das Video in verschiedene Abschnitte. Den Abschluss dazu bildeten die Videos über den Einsatz pyrotechnischer Erzeugnisse. In Form eines Countdowns wurden die Lieblingspyroaktionen gezeigt. Sowie die Zahl 1 erreicht war, hörte man ein zischen und klacken und plötzlich befand sich der Block in einem Meer aus gelbem und rotem Rauch. Ein wunderschöner und gelungener Abschluss eines Tages, an den ich keine Erwartungen gehabt habe und aus dem ich begeistert herausging.
[Bild 3]


An dieser Stelle nochmal alles erdenklich gute und viele weitere Jahre der Leidenschaft, des Einsatzes und der Liebe zu Verein und Heimatstadt an die Red Tigers Lens 1994, die mir für diesen Bericht gestatteten ihr Bildmaterial nutzen zu dürfen.
Dem RC Lens weiterhin viel Erfolg im Kampf um die Rückkehr in die erste französische Liga.

 

 

Bildquelle der ersten Choreographie:     https://deskgram.net/p/1996471596911793092_8644739740

Highlight Video des Racing Club de Lens:                https://www.youtube.com/watch?v=NI6jRjkX_M0


Freitag, 24. März 2017

Hopping

AS Monaco - FC Nantes 4:0(3:0); Stade Loius II; 5.3.2017, 21Uhr; 7.649 Zuschauer

Da kommt man spontan auf die Idee, in den Urlaub zu fahren. Nach reichlicher Überlegung und Diskussionen einigte man sich auf die Cote d´Azur. Also Sachen gepackt und los. Doch wenn man schon zwei Spiele des Lieblingsclubs verpasst, dann sollte wenigstens ein kleiner Ersatz her. Im Internet nachgeschaut, welcher Verein den in der Nähe spielt und darauf einigen, das Spiel zu besuchen. Da Nizza an diesem Wochenende auswärts spielen musste, fiel die Wahl auf den AS Monaco.
Den Tag verbrachte man in Monaco, nahm sich ein kleines Souvenier mit, bis es dann gegen 19Uhr in Richtung Stade Louis II ging. Am Stadion angekommen wurde man darauf hingewiesen, dass die Tribünen nicht mit Rucksack zu betreten sind. Der Ordner verriet uns in schlechtestem Englisch, wo diese zu finden wären. Unsere kleine Dreiergruppe suchte den beschriebenen Weg vergebens. Man fragte erneut. Kaum einer unserer Gruppe sprach genug französisch, um eine gelungene Kommunikation zu ermöglichen. Wir hatten einmal Schulfranzösisch und zweimal kein französisch.. Eine gute Kombination für einen Frankreich-Urlaub. Man stürzte von einem Ordner zum anderen, keiner konnte helfen, irgendwann folgte man anderen Menschen und hoffte, auch das war vergebens. Nach einer halben Stunde fand man endlich einen fähigen Ordner, der uns sagen konnte, wo die Schließfächer waren. Die Suche nach dem Passierschein A38 ist ein Witz im Vergleich zur Suche nach englisch-sprechenden Franzosen und dem Raum mit den Schließfächern. Rucksäcke abgegeben und die Online-erworbenen Tickets am Schalter vorgezeigt. Gegengerade, 6€ Sitzplatz, ein Witz im Vergleich zu anderen Vereinen und deren Kartenpolitik.. .
Das Stadion liegt an der Küste und inmitten von Häusern und Hotels, dennoch versprüht es einen gewissen Charme und ist optisch nicht das schlechteste Stadion. Der Rasen sah gepflegt und bespielbar aus. Im Profifussball ja nicht selbstverständlich.. Einzig störend empfand man die Laufbahn, die die Entfernung zum Rasen vergrößerte, haben aber viele Stadien, also kein Problem. Vor dem Betritt der Gegengerade wurde einem angeboten, man könne sich ja rote und weiße Farbe ins Gesicht schmieren lassen, um sich zu Monaco zu bekennen. Dieser Vorschlag wurde aber dankend abgelehnt, keine Vereinsfarbe außer himmelblau gehört zu mir.
Der Fanblock der Ultras Monaco war nicht besonders gut gefüllt, machte im Laufe des Spiels aber eine ordentliche Stimmung. Mitmachquote und Lautstärke waren sehr angenehm, die Texte melodisch. Kein schlechter Auftritt. Der Gast aus Nantes brachte 13Gästefans mit, klingt nicht viel, aber: Zwischen Nantes und Monaco liegen fast 800km Luftlinie, die kürzeste Fahrtroute beträgt 1.161km, für eine Strecke! Und das an einem Sonntagabend, großer Respekt. Die Gäste waren zwar nicht zu hören, legten aber ab und an eine Polonaise hin, die auch auf der Gegengerade für Begeisterung sorgte.
Bevor das Spiel starten konnte, holte man sich am Kiosk noch was zu trinken und zu essen. 7€ für ein Baguette und ein Bier. Solider Preis, das Baguette war groß und lecker, das Bier hatte den jungfräulichen Geschmack des ersten Karamalz. Kein Alkohol, keine Bitternote, dafür süß wie Sau. An diesem Tag blieb es bei dem einen Bier.

Das Spiel konnte starten. Monaco war als Tabellenführer klarer Favorit und anders als ein gewisser Club, wurde man der Rolle von Beginn an gerecht. Monaco war taktisch, technisch und auch von der Fitness klar besser. Man merkte dem Gast die lange Fahrt an. Der erste Abwehrbock führte zum 1:0 für Monaco. Ein harmloser Ball in den Strafraum überforderte den Verteidiger. Mit einer eleganten Mischung aus klären und annehmen, legte er dem Monegasen den Ball vor den Fuß. Im weiteren Verlauf der ersten Halbzeit kamen die Kanarienvögel, wie der Gast aus Nantes liebevoll genannt wird, doch ein Torerfolg blieb aus. Stattdessen sorgte ein erneuter Fehler für das 2:0 Monaco. Der Ball sollte aus dem Strafraum geklärt werden, doch der Verteidiger ist schneller als der Ball und bekommt den Ball auf den Hinterkopf und legt ihn wieder in den eigenen Sechzehner, der Abschluss für den Kapitän des AS Monaco war reine Formsache. In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit kommt der Verteidiger des FC Nantes auf die Idee ein Dribbling zu starten. Am eigenen Sechzehner. Keine sonderlich gute Idee, er verliert den Ball und Nantes fängt sich vor dem Halbzeitpfiff noch das 3:0. Damit war das Spiel gelaufen, für den Gast hieß es von nun an Schadensbegrenzung.
Der Abwehr erzählte das aber scheinbar niemand. Dilettantisch wurde nach ca. 60Minuten im Strafraum der Gegner wörtlich "umgebolzt". Elfmeter Monaco. 4:0. Der Gastgeber tat danach nur noch das Nötigste, der Gast spielte trotzdem weiter. Zwar geb es noch die ein oder andere Gelegenheit, aber keine führte in der Folgezeit noch zu einem Ehrentreffer. Am Ende ein verdienter Sieg.

Unmittelbar nach Abpfiff verließ man das Stadion, holte die Rucksäcke und fuhr ins Hotel zurück.

Dienstag, 21. März 2017

Werder II vs. Preussen Münster 0:1 (17.03.2017)

Es war windig in ‎Bremen, Westerstadion, Platz 11, Freitag Abend, zum Flutlichtspiel zwischen dem SV Werder Bremen II und dem SC Preußen Münster. Ferner kam es zum Wiedersehen mit dem Torschützenkönig der vergangenen Saison, Justin Eilers.

Für gute Stimmung sorgten die über 700 Münsteraner.

Endstand: 0:1 (0:1), Torschütze: Grimaldi

Bier: Haake-Beck (gut)
Bratwurst: (7/10 Sternen)